Oberkommando der Kriegsmarine Skl/Chef MND 1533/41 g.Kdos. |
Berlin, den 16. Juni 1941. |
An |
Gruppenkommando West, Gruppenkommando Nord, Flottenkommando, Befehlshaber der Schlachtschiffe, Marinenachrichtenoffizier Ost, Marinenachrichtenoffizier West, Marinenachrichtenoffizier Südwest. Im Hause: 1.Abt.Skl., 3.Abt.Skl. (FH), N Wa. Kr. 4 x Reserve für 2. Skl.B. |
Betrifft: Erfahrungsbericht der Bord-B-Dienstgruppe "Prinz Eugen".
Ohne Vorgang.
Anliegend wird der Erfahrungsbericht der Bord-B-Dienstgruppe des Kreuzers "Prinz Eugen" vom 25. April bis 1. Juni 1941 mit einer Stellungnahme der Skl. übersandt.
Anlage 1 zu Skl./Chef MND(B) B.Nr. 1533 Gkdos.
Stellungnahme der Skl. zum Erfahrungsbericht der Bord B-Dienstgruppe "Prinz Eugen".
Zu 1.) Personal:
Die Gruppe auf "Prinz Eugen" war lediglich als Ergänzung zu der Bord B-Dienstgruppe bei der Flotte gedacht, da angenommen wurde, daß "Prinz Eugen" bei seinen Operationen von der Flotte angesetzt werden würde bzw. daß beide Schiffe in der Hauptsache zusammen operieren würden.
Nach den Erfahrungen der ersten Schlachtschiffunternehmung (Gneisenau-Scharnhorst) hätte es in diesem Falle genügt, wenn auf "Prinz Eugen" der zwischenstaatliche Handelsfunk und zwei Marine-Funkbereiche beobachtet worden wären.
Bei kurzfristigem Alleinoperieren vom "Prinz Eugen" hätte im Zweimannstropp Wache gegangen werden müssen, während gemeinsamer Operationen hätte jedoch die Bord B-Dienstgruppe "Prinz Eugen" auch wiederum Ruhetage einlegen können.
Durch die nicht vorhergesehenen Umstände jedoch mußte die Bord B-Dienstgruppe vom Beginn bis zum Ende der Operation voll eingesetzt werden. Da sie für diese Beanspruchung ohne Frage zu schwach war, muß die gute Leistung der Gruppe besonders anerkannt werden.
Für zukünftige Unternehmungen wird, falls es die Personallage des Heimat-B-Dienstes irgenwie zuläßt, stets eine vollbesetzte Bord-B-Dienstgruppe eingeschifft werden müssen.
Zu 2.) Räumliche Verhältnisse.
Für spätere Bord B-Dienstgruppen wird auch hier wieder darauf hingewiesen, wie sehr eine geschlossene und günstige Unterbringung der Gruppe an Bord den Dienst-Betrieb erleichtert.
Zu 3.) Techn. Ausrüstung.
Es hat sich wiederum bewährt, daß der B-Leiter rechtzeitig an Bord kommandiert war, um vorher die zwechmäßigste Anordnung aller technischen Einzelheiten zu prüfen.
Zu 4.) Besondere Erfahrungen:
Diese decken sich im allgemeinen mit den Erfahrungen, die bereits von früheren Bord B-Dienstgruppen gemacht wurden.
Daß die Belastung, die durch das Aufschlagen der M.N.C.-Funksprüche entstand, in keinem Verhältnis zu den Ergebnissen stand, darf nicht dazu führen, daß diese Belastung nicht in Kauf genommen wird. Es ist gerade im B-Dienst sehr häufig so, daß für die Operationen auswertbare Ergebnisse selten sind. Trotzdem darf keine Arbeit und kein Einsatz gescheut werden, da ein Ergebnis, das im rechten Augenblick gefunden wird, für den Erfolg der Unternehmung ausschlaggebend sein kann.
Zu Anlage 1) Tätigkeitsbericht.
Bemerkenswert ist hier die Feststellung, daß die erste Sichtmeldung sofort auf verschiedenen Wellen wiederholt wurde.
Dies bestätigt die Auffassung früherer Bord-B-Dienstleiter, daß beim Gesichtetwerden durch engl. Streitkräfte dieses durch die Reaktion im gegnerischen Funkverkehr stets festgestellt werden kann.
Bleibt die Reaktion aus, kann mit großer Wahrscheinlichkeit gesagt werden, daß der Feind nichts gesehen hat.
Ein Störfunk beim Sichten der Gegner in der Dänemarkstraße wäre sinnlos gewesen. Die Sichtmeldungen wären bestimmt auch trotz eingelegten Störfunks mit nur sehr geringer Verzögerung durchgekommen. Es war daher richtig, daß erunterblieb. Die Aufnahme der Gegner-Meldungen war in diesem Falle sehr viel wertvoller. Dies tritt besonders klar beim Absatzen des "Prinz Eugen" zutage.
Betr. Meldungen des B-Leiters. Auf den Funkspruch von Gruppe West 2157 Uhr v. 29.5., der besagt, daß die dort gemeldeten Streitkräfte zur Suche nach "Prinz Eugen" angesetzt seien und daß diese Streitkräfte wahrscheinlich zur Sicherung der HX-Geleitzugsroute eingesetzt würden, ist festzustellen, daß die Ansicht des B-Leiters, trotzdem sie im Gegensatz zur Ansicht der Gruppe ist, absolut vertretbar war. Es ist kaum anzunehmen, daß der Engländer die verhältnismäßig geringe Anzahl Einheiten zu einer systematischen Suche in diesem sehr großen Seeraum angesetzt hat. Dagegen wird er bestimmt die laufenden Geleitzüge soweit wie es möglich war, gesichert haben.
Die dem Kommandanten gemeldete Bewegung der Kampgruppe H entsprach den Tatsachen. Auch die übrige Auswertung und die Unterrichtung des Kommandos durch den B-Leiter ist sehr gewissenhaft und umfassend durchgeführt worden.
Zu Anlage 2) Ansatzbefehle:
Der Ansatz geschah zweckentsprechend und sah für alle in Frage kommenden Operationsgebiete die richtige Beobachtung vor.
Die Befehle sind klar und ausführlich aufgesetzt.
Der Befehl für Stör- und Täuschungsfunk (Ansatzbefehl Nr. 7) geht in seiner vorausgreifenden Befehlserteilung über den Rahmen eines Allgemeinen Befehls zu weit hinaus. Die in Punkt 3 bis 5 festgelegten Anweisungen lassen sich in dieser Art nicht im voraus bestimmen. Sie müssen von Fall zu Fall im gegebenen Moment vom B-Leiter im engsten Einvernehmen mit dem Kommando entschieden werden. Vor allem der Täuschungsfunk ist ein derartig schwieriges Problem, das es nicht durch einen im voraus gegebenen Befehl zu lösen ist. Der Stör- und Täuschungsfunk darf deshalb auch niemals allein auf Befehl des wachhabenden Auswerters einsetzen und durchgeführt werden, sondern muß stets der Entscheidung des Bord-B-Dienstleiters vorbehalten bleiben, die dieser nach vorheriger Meldung an das Kommando trifft.
Zu Anlage 3) Funkbetrieb, Standortmeldekarte.
Die Deutungen für die Standortsmeldekarte waren richtig, sie wurden später durch Beutestücke belegt.
An Bord, den 1. Juni 1941
Erfahrungen der Bord-B.-Dienstgruppe "Prinz Eugen" in der Zeit vom 25. April - 1. Juni 1941.
1.) Personal:
Die Gruppe bestand aus dem Leiter Ob. Ltn. M.N. Bankstahl, dem Auswertebeamten Marine Assistent Heil, dem Ob. Fkmstr. Weißkopf, 6 Unteroffizieren und 3 Mannschaften (ehemalige Debegfunker).
Die vorgesehene Wache im Dreimannstropp konnte nur vorübergehend im Nordmeer und im Tankergebiet im Atlantik eingehalten werden. Im Allgemeinen mußte mit Eintritt in die Nordsee und später in die Dänemarkstraß bis zur Erreichung des Tankerplatzes im Mittelatlantik sowie beim Einlaufen nach Brest von etwa 20º West ab von 3 Bereichen die Wache im Zweimannstropp gegangen werden. Bei Alarm oder Klarschiff zum Gefecht befanden sich nach den entsprechenden Ansatzbefehlen sämtliche Soldaten auf Gefechtsstation. Außerdem mußte die Freiwache zeitweise zu Entschlüsselungs-und Schreibarbeiten usw. herangezogen werden. Die für den Handelsschiffsfunk im Allgemeinen nicht sonderlich geeignet, sodaß beim Dreimannstropp praktisch nur zwei Bereiche für den Marinefunkverkehr geschaltet werden konnten. Um eine einigermaßen Übersicht über den englischen Funkverkehr zu behalten, müssen aber mindestens 3 Bereiche angesetzt werden können. Durch den bei dieser Unternehmung anfallenden Funkverkehr - insbesondere an Fühlungshaltermeldungen - war für die laufende Auswertung die dauernde Anwesenheit eines Auswerters erforderlich, so daß diese in den oben angegebenen Zeiten ebenfalls im Zweimannstropp Wache gehen mußten. Eine starke Beanspruchung des Personals war dadurch unausbleiblich.
Nach den Erfahrungen dieser Ünternehmung muß die Bord-B-Gruppe mindestens folgende Stärke haben:
1 B.-Gruppenleiter |
|
2 Auswertebeamter 2 Oberfunkmeister 9 Unteroffiziere |
) ) Auswertung ) (3 Bereiche zur Beobachtung des engl. Marinefunkverkehrs) |
3 Unteroffiziere |
(Debegfunker) ein Bereich zur Beobachtung des Handelsschiffs-Funkverkehrs. |
Die Gruppe wurde geschlossen in der Verbands-Geheim-Schreibstube untergebracht, die in der Nähe des Funkraumes lag. Ebenso lagen die Kammern, des B.-Gruppenleiters, des Beamten un des Oberfunkmeisters in der Nähe des Funkraumes. Es war somit sichergestellt, daß das gesamte Personal bei Alarm in kürzester Zeit im Funkraum sein konnte.
3.) Technische Ausrüstung.
An Empfängern und Sendern standen zur Verfügung:
4 Kurzwellenempfänger Lo 6 K 39 2 Langwellenempfänger Lo 6 L 39 1 Allwellenempfänger E 381 S 1 Langwellensender 800 W 1 Kurzwellensender 800 W 1 Fernkurzwellensender 800 W |
(12 - 200 m) (200 - 4000 m) (15 - 20 000 m) (500 - 3000 m) (40 - 200 m) (13 - 100 m) |
1 T.L.F.-Sender 1,5 kW mit abgestimmten Wellen 600, 660, 706, 730 und 800 m. |
Bordwetterwarte:
1 Kurzwellenempfänger Lo 6 K 39
1 Langwellenempfänger Lo 6 K 39
2 Allwellenempfänger
Von den Empfängern in der Bordwetterwerte konnten bei Alarm oder Klarschiff zum Gefecht von der B.-Gruppe zwei Empfänger nach Wahl benutzt werden.
Für Peilungen wurde wegen der besseren Peilergebnisse nur der navigatorische Peiler im Kartenhaus benutzt.
Der T.L.F.-Sender war am 26.4.41 noch nicht eingebaut. Der Einbau war aber schon vom Schiffskommando veranlaßt werden und wurde bis zum 8.5.41 durchgeführt. Der Allwellenempfänger war nicht bereitgestellt und mußte erst von der Bord B.-Dienstgruppe bei der Kriegsmarinewerft Kiel angefordert werden.
Die Empfänger waren den Bedürfnissen des B.-Dienstes entsprechend zu je zwei Empfängern nebeneinander aufgestellt.
Von der Kriegsmarinewerft wurden kleine Wünsche, wie Vergrößerung des Auswertetisches, Herstellung eines Ablagegestells für Tagebuchblätter und Funkspruchzettel bereitwilligst erledigt.
Durch den Einbau des T.L.F.-Senders in den Funkraum C waren bei Normalschaltung sämtliche Bereiche in einem Raum zusammengefaßt, so daß stets eine gute Übersicht und ein leichtes Zusammenarbeiten der Bereiche gewährleistet war. Außerdem konnte durch einen einfachen Handumschalter im Funkraum C die große Sendeantenne schnellstens vom T.L.F.-Sender auf Röhrensender und umgekehrt gelegt werden.
Die große Sendeantenne wurde als Empfangsantenne benutzt, wenn sie nicht zum Senden benötigt wurde. Das war bei dieser Unternehmung der Normalfall. Sie brachte gegenüber den anderen Antennen auf Langwelle so vorzügliche Ergebnisse, daß an diese drei Empfänger ohne Beeinträchtigung der Lautstärke angeschaltet werden konnten. Trotzdem wurden auf Langwelle noch bessere Ergebnisse als mit den Normalempfangsantennen erzielt. Die Kurzwellenempfangsantennen entsprachen den Anforderungen.
Die Lorenzempfänger sind für den Bord B.-Dienst vorzüglich geeignet.
4.) Besondere Erfahrungen:
Es erwies sich als sehr günstig, daß die Gruppe einige Tage vor Auslaufen eingeschifft wurde.
Die zur Verfügung stehende Zeit wurde dazu benutzt, das Personal eingehend mit dem Schiff, den Schiffsbefehlen und vor allen Dingen mit der Empfangs- und Sendeanlage vertraut zu machen.
Die Sender wurden auf die vorgesehenen Störfrequenzen abgestimmt und die Empfangsanlage erprobt.
Besonders vorteilhaft erwies sich das mehrmalige Durchexerzieren des Einstellens der Störsender auf die verschiedenen Wellen und auf die Schwebungslücke des zu störenden Sender.
Die im Anfang zu langen Schaltzeiten konnten auf ein Zeitmaß herabgedrückt werden, das noch eine sichere Störung gewährleistete.
Die Köpfe der Zahlenfunksprüche wurden zuletzt nicht mehr auf die B.-Blocks geschrieben, um eine Erleichterung der B.-Wachgänger herbeizuführen.
Die Köpfe, die ersten beiden Gruppen und die Uhrzeitgruppen wurden so in das Tagebuchblatt niedergeschrieben, daß Verteilergruppen untereinanderstanden und die bekannten Deutungen dahinter gesetzt werden konnten.
Operationsfunksprüche, taktische Signale, Aufklärungsmeldungen, offene Funksprüche usw. wurden wie bisher ausgeschrieben.
Im Mittelatlantik wurden alle Wetterfunksprüche nach dem Kopenhagener Schlüssel auf 24/36/600 und 640 m aufgenommen. Besonders waren die Wetter der U.S.A. Schiffe erwünscht, da die Standorte für das Schiff einerseits und die Wetterberichte andererseits für den Bordmeteorologen von großen Wert waren.
Die Ausrüstung mit Dienstbehelfen durch O.K.M. 2 Skl. B., die eigene und die Ausrüstung vom Schiffskommando mit Karten usw. genügte allen Anforderungen.
Die Funksprüche nach M.N.C. an die Handelsschiffe konnten restlos aufgeschlagen werden. Dagegen waren einige Funksprüche, die von Schiffen in See kamen, nicht aufschlagbar.
Die Belastung, die durch das Aufschlagen der Funksprüche entstand, stand aber in keinem Verhältnis zu den Ergebnissen. Nur zwei von den aufgenommenen Funksprüchen enthielten positive Standortangaben.
Der brit. Dampfer "Indian Prince" (6376 t), der am 21.5. morgens geänderte Kursanweisungen erhielt und mittags aufgefordert wurde, die Funkstille zu brechen und seinen Standort zu melden, meldete diesen auf 620 m in einem nichtüberschlüsselten Funkspruch mit drei Seemeilen südlich Barra Head.
Der brit. Tanker "San Felix" (13 037 t), der am 20.5. in 5732 N 4021 W aus einem Geleitzug torpediert wurde, meldete am 25.5. 2107 Uhr mit geschlüsseltem Funkspruch seinen Standort querab St. Johns, Neufundland.
Zwei weitere Funksprüche enthielten den Standort eines Dampfers der von einem U-Boot verfolgt wurde, und eine U.-Bootswarnmeldung. In einem weiteren Funkspruch wurde die Admiralitätsanweisung F L verbreitet.
Alle anderen Funksprüche enthielten nur die unbestimmten Kursanweisungen und in einigen Fällen noch den neuen Bestimmungshafen. Aus diesen Funksprüchen ließ sich lediglich ein Schluß auf die Anzahl der einzelfahrenden Dampfer ziehen.
Alle durch F.T. eingehenden Nachrichten wurden über den Nachrichtenschreiber abschriftlich der B.-Gruppe zugeleitet.
Für die Übermittlung und weitere Hilfeleistung wurde vom Schiffsfunkpersonal eine Wache (3 Mann) B.Ü.-Posten gestellt.
Der B.-Gruppenleiter wurde vom Kommandanten mit der Bearbeitung der gesamten Feindlage beauftragt. In diese wurden auch Nachrichten hineingenommen, die von Allgemeininteresse waren, aber nichts mit der direckten Feindlage zu tun hatten.
Alle wichtigen Meldugen wurden sofort telefonisch an den Kommandanten bzw. N.O. [Navigationsoffizier] gegeben. Die Feindlage wurde in Übereinstimmung mit der B.-Gruppe Flotte täglich 0800 Uhr (D.S.Z.[Deutsche Sommerzeit]) abgeschlossen. Da die Bearbeitung des reichlich anfallenden Materials jedoch längere Zeit in Anspruch nahm, erfolgte morgens gegen 0900 Uhr zuerst ein mündlicher Vortrag beim Kommandanten.
Der Einsatz des Störfunks wurde vom Kommandanten grundsätzlich freigegeben. Jedoch durfte Störfunk erst dann eingelegt werden, wenn eine Sichtmeldung von der Brücke vorlag und Vernichtung bzw. Aufbringung des Gegeners beabsichtigt war. Bei Objekten, vor denen ausgewichen wurde, durfte bei einer etwaigen Meldung kein Störfunk einsetzen, da einerseits ein Stören in diesem Falle keinen Zweck hatte und andererseits bei Außersichtkommen ein Widerruf zu erwarten war.
Nach Vereinbarung mit dem B.-Gruppenleiter von "Bismarck" war vorgesehen, daß der gegebenenfalls erforderliche Täuschungsfunk bei gemeinsamen Operationen von "Bismarck" durchgeführt wurde. Bei getrennten Operationen durfte Täuschungsfunk von "Prinz Eugen" erst nach Besprechung mit der Schiffsführung und deren Entscheidung eingelegt werden.
Anlagen:
Anlage 1: Tätigkeitsbericht.
Anlage 2: Ansatzbefehle (nur an O.K.M. 2 Skl./B).
Anlage 3: Funkbetrieb, Standortmeldekarte (nur an O.K.M. 2 Skl./B).
Anlage 4a: Standorte amerikanischer Küstenwachschiffe (nur an O.K.M. 2 Skl./B).
Anlage 4b: Standorte brit. und unter brit. Kontrolle fahrender Handelsschiffe (nur an O.K.M. 2 Skl./B).
Anlage 4c: Standorte neutraler Handelsschiffe (nur an O.K.M. 2 Skl./B).
Anlage Nr. 1 zu
Anlage 2 Skl./Chef MND(B) 1533 Gkdos.
Die Bord B.-Dienstgruppe wurde am 25. April 1941 in Kiel eingeschifft, jedoch wegen eines unvorhergesehenen Aufenthaltes des Schiffes noch am gleichen Tage bis zum 5. Mai beim M.N.O. Ost zusammengezogen. An diesem Tage erfolgte dann nachmittags die endgültige Einschiffung, so daß die Gruppe bis zum Auslaufen aus Kiel genügend Zeit hatte, sich an das Bordleben zu gewöhnen. Beim Auslaufen aus Kiel am 11.5. 2030 Uhr wurde die Funkbeobachtung aufgenommen, am 18.5. 1100 Uhr mit Einlaufen in Gotenhafen eingestellt und am 18.5. 1600 Uhr beim Auslaufen wieder aufgenommen. Schriftliche Feindlagen wurden erst ab 19.5. gemacht. Jedoch wurden bis dahin eigene Beobachtungen und die mit Fernschreiben bzw. Funkspruch übermittelten Erkenntnisse zusammengefaßt und dem Kommandanten täglich nach 1100 Uhr mündlich vorgetragen.
Da "Prinz Eugen" bis zum 24.5. 1840 mit "Bismarck" zusammen operierte, kamen die Ergebnisse der B.-Gruppe für grundlegende Entscheidungen bis dahin für "Prinz Eugen" nicht zum tragen, waren jedoch eine wertvolle Unterrichtung der Schiffsfürung.
Nachdem dem Engländer zwei Schlachtschiffe und drei Zerstörer mit Nordkurs gemeldet worden waren, setzte am 21.5. eine lebhafte Luftaufklärung, die besonders in den Abend- und Nachtstunden sehr rege war, ein, Jedoch konnte auf Grund des Funkverkehrs in der Feindlage vom 22.5. 0800 Uhr gemeldet werden. Nach dem Funkbetrieb ist es der engl. Luftaufklärung nicht gelungen, den gemeldeten Verband ausfindig zu machen.
Am 21.5. 0900 bis 2200 Uhr hielt sich der Verband zur Brennstoffergänzung in den Fjorden vor Bergen auf und trat dann den Marsch zum Durchbruch durch die Dänemarkstraße an, wo der Verband am 23.5. 1922 Uhr von einer Einheit, die in 6658 N 2548 W stand, als ein Schlachtschiff und ein Kreuzer in 20º, Abstand 7 sm Kurs 240º gemeldet wurde. Die erste Sichtmeldung wurde auf 160 m abgesetzt, auf 190 m, 36,19 m, und 63,29 m wiederholt.
Störfunk wurde bei der ersten Sichtmeldung in der Dänemarkstraße nich durchgeführt, da einerseits der Kampf wegen der Sichtverhältnisse nicht aufgenommen und andererseits die Sichtmeldung sofort auf mehreren Wellen abgesetzt und wegen der Nähe des Landes von der Funkstelle Reykjavik bzw. von weiteren Bewachern doch aufgenommen wärs. Im günstigsten Falle hätte sich nur eine geringe Zeitverzögerung in der Übermittlung erzielen lassen. Die später laufend abgegebenen Fühlungshalter meldung zu stören, hätte auch keinen Vorteil gebracht, da der Gegner bestimmt Wege gefunden hätte, die Meldungen auf anderen Wellen durchzubringen. Wichtiger war es für den Bord B.-Dienst in diesem Falle, die von dem Gegner abgesetzten Fühlungshaltersignale restlos zu erfassen, um erkennen zu können, wieviel Fühlungshalter in Frage kamen, und wo sie im einzelnen standen.
Von der Bord B.-Dienstgruppe "Bismarck" wurde in gleicher Weise verfahren.
Um 2037 Uhr trat eine weitere Einheit auf und meldete den Verband ebenfalls als ein Schlachtschiff und ein Kreuzer in 330º 6 sm ab. Auf diesem Schiff befand sich der Chef einer Kampfgruppe oder eines Geschwaders. Die beiden Schiffe hingen sich als Fühlungshalter an den Verband. Am 24.5. 0537 und 0543 Uhr traten in 6320 N 3327 W und 6320 N 3348 W zwei weitere Einheiten mit Sichtmeldungen auf. Nach Beendigung des Gefechtes und Vernichtung der "Hood" um 0555 Uhr hingen sich die drei übringen Einheiten wieder als Fühlungshalter an den Verband. Zwei von ihnen meldeten laufend Standord, Abstand, Kurs und Fahrt, während die 3. Einheit erst wieder um 1840 Uhr auftrat. Jede Kurs- bzw. Fahrtänderung wurde von den Fühlungshaltern sofort sehr genau erkannt und mit der entsprechenden Meldung beantwortet. Neben diesen Fühlungshaltermeldungen wurden laufend dreistellige Buchstaben-Funksprüche abgesetzt. Die Fühlunghshaltermeldungen mit den Bordpeilungen auf 2174 m wurden der Schiffsführung laufend übermittelt. Die noch nicht bekannten Buchstabenpaare der engl. Standortsmeldekarte konnte an Hand des eigenen Standortes schnell festgelegt werden.
Am 24.5. von 0015 - 0900 Uhr war außerdem ein Sunderland-Flugboot, das 0610 Uhr und 0656 Uhr Sichtmeldungen absetzte, zur Aufklärung angesetzt.
Am 24.5. abends ordnete die Flotte die Trennung der beiden Schiffe an, und zwar sollte "Bismarck" in eine Regenbö nach Westen ablaufen, "Prinz Eugen" dagegen noch 3 Stunden den gleichen Kurs mit der gleichen Fahrt beibehalten. Da der erste Versuch mißlang, wurde 1840 Uhr ein Zweiter Versuch unternommen.
Für die Schiffsführung war es äußerst wichtig, möglichst bald zu erkennen, an welchem Schiff der feindliche Verband Fühlung hielt oder ob es "Prinz Eugen" gelungen war, sich den Fühlungshaltern zu entziehen. Die erste Reaktion beim Gegner zeigte sich dahin, daß 1840 Uhr widersprechende und teils unsichere Meldungen von den drei Einheiten absesetzt wurden. Nach 2000 Uhr konnte dem Kommandanten gemeldet werden, daß die Loslösung wahrscheinlich, und um 2300 Uhr, daß sie bestimmt gelungen sei; denn um 2234 Uhr, als "Prinz Eugen" schon erheblich von "Bismarck" entfernt stand, meldete ein Fühlungshalter "Bismarck" und "Prinz Eugen" zusammenfahrend und gab dabei sogar für jedes Schiff gesondert Peilung und Abstand an, obwohl sich die Meldung nur auf "Bismarck" beziehen konnte. Dieser Fühlungshalter war sich also zu dieser Zeit (2234 Uhr) noch nicht klar darüber, daß er nur noch "Bismarck" vor sich hatte.
Alle weiteren Fühlungshaltermeldungen über "Bismarck" bis zur Versenkung wurden laufend an die Schiffsführung gegeben.
Am 27.5. 1400 Uhr wurden 5 Panzerschiffe, 1 Flugzeugträger, 1 Kreuzer und 9 - 12 Zerstörer in BE 5568 mit Kurs 220º und 1600 ein Schlachtschiff, 1 Flugzeugträger und ein Kreuzer in BE 5536 mit Kurs 210º gemeldet. Um 2100 Uhr stand ein Verband von 4 Schl.-Schiffen und 8 Zerstörern in BE 3522. Da der Kommandant für die weiteren Entschlüsse möglichst bald die Absichten des Feindes zu erkennen wünschte, wurde vom B.-Gruppenleiter folgendes gemeldet:
Während es sich bei dem letzten Verband um einen Teil des um 1400 Uhr gemeldeten Verbandes handeln kann, ist der um 1600 Uhr gemeldete Verband vermutlich als Kampfgruppe H anzusprechen. Auf der Nord-Südroute ist also gegenwärtig nur die Kampfgruppe H anzunehmen, die vermutlich zur Sicherung von Geleitzügen eingesetzt ist, da der Chef der Kampfgruppe in einigen Funksprüchen zusammen mit dem Kommodore eines Konvois genannt wurde. Falls kein Tanker zur Verfügung steht, kann ab 30.5. mit Einlaufen in Gibraltar gerechnet werden. Eine Suchaktion nach "Prinz Eugen" ist bei der augenblicklichen Verteilung der engl. Streitkräfte nicht anzunehmen. (Feindlage vom 28.5. 1200 D.S.Z.) Tatsächlich lief die Kampfgruppe H schon am 29.5. 1700 Uhr in Gibraltar ein.
Am 29.5. abends ging von der Gruppe West F.T. 2157 ein, wonach Flugzeugträger "Victorious" nach Funkbetrieb in See, wahrscheinlich im westlichen Nordatlantik zur Suche nach "Prinz Eugen" sei und mit weiterem Ansatz "Royal Sovereign", "Revenge", "Norfolk", einzelnen Zerstörern und Flugzeugen der Neufundlandstation zu rechnen sei. Dem Kommandanten wurde von dem B.-Gruppenleiter auf diesen Funkspruch gemeldet, daß eine systematische Suche nach "Prinz Eugen" kaum anzunehmen sei, eher sei zu vermuten, daß die genannten Einheiten Positionen zur Sicherung des HX-Geleitweges einnehmen würden. (Feindlage vom 30.5. 1200 D.S.Z.)
Mit Rücksicht auf den derzeitigen Stand der Maschinenanlage entschloß sich der Kommandant am 29.5. abends nach Westfrankreich einzulaufen. Für den Rückmarschweg war von entscheidender Bedeutung, wo sich die Kampfgruppe H befand und wo Geleitzüge stehen konnten. In Bezug auf die Kampfgruppe H wurde dem Kommandanten von B.-Gruppenleiter gemeldet, daß mit Einlaufen in Gibraltar ab 30.5. gerechnet werden könne und gleichzeitig darauf hingewiesen, daß trotzdem auf der Nord-Südroute dauernd mit Zerstörern auf der Höhe von Kap Finisterre gerechnet werden müsse. Da der Marsch nach Westfrankreich möglichst unbemerkt vonstatten gehen sollte, wurde er auf etwa 43º N mit starker Absetzung vom Kap Finisterre vorgesehen, da einerseits die Geleitzüge SL 75 und SLS 75, wenn sie planmäßig gelaufen waren, dieses Gebiet schon passiert haben mußten und andererseits der vermutlich stark gesicherte Geleitzug "W 58 X", der am 27.5. aus Liverpool vemutlich nach dem Kap ausgelaufen war, bei einer angenommenen Höchstgeschwindigkeit von 12 sm frühestens am 1.6. auf diesem Breitengrad stehen konnte. Immerhin mußte noch mit einem Geleitzug, bestehend aus 12 Dampfer, der von England kommend und zwischen dem 31.5. - 2.6. in Lissabon erwartet wurde, gerechnet werden. "Prinz Eugen" durchquerte den bisher angenommenen Geleit weg unbemerkt vom 30. - 31.5.
Um dem Feinde keinerlei Unterlagen zu geben, wurde vorgeschlagen, das Kurzsignal über das beabsichtigte Einlaufen wegen der geringeren Peilmöglichkeit in den Dämmerungsstunden und so spät wie möglich abzugeben. Die Abgabe erfolgte dementsprechend am 31.5. in der Morgendämmerung auf etwa 19º W.
Am 1.6. morgens, nachdem Zerstörer "Prinz Eugen" geleiteten, enge Flugsicherung und Jagdschutz eingetroffen war, und nach dem Einlaufen in Brest konnte dem kommandanten an Hand des Funkbildes gemeldet werden, daß dem Engländer bis dahin der Durchbruch nach Osten anscheinend nicht bekannt geworden war.
Außer den Feindmeldungen konnten der Schiffsführung vom 23.5. bis 30.5. laufend die Standorte der amer. Küstenwachschiffe "Modoc", "Northland" und einmal des Küstenwachschiffes "General Greene", die sich etwa in dem Gebiet 54 - 5830 N und 3610 - 4340 W aufhielten, und Standorte von U.S.A.-Dampfern gemeldet werden. Die Wachschiffe verbreiteten mit ihrem Standortmeldungen die Nachricht, daß sie nach Konvoiüberlebenden suchten.
Ein Yankee Klipper auf dem Flug vom Horta nach Bermuda stand am 30.5. 0042 Uhr in etwa 3800 N 3600 W, "Prinz Eugen" stand zu dieser Zeit etwa 300 sm nordöstlich davon.
Am 1.6. 1740 Uhr wurde mit dem Einlaufen in Brest die Funkbeobachtung eingestellt.
Anlage 2. zu
Anlage 2 Skl./Chef MND(B) 1533 Gkdos.
An Bord, den 18. Mai 1941.
1.) Aufgabe: Funkaufklärung gegen England.
2.) Leitung: Ob. Ltn. M.N. Bankstahl.
3.) Auswertung: Mar. Assistent Heil, Obfkmstr. Weißkopf.
4.) Schaltung: Beginn 18.5. 1941, 1600 Uhr.
5.) Bereiche:
Bereich I |
36,19 m und 63,29 m (Flottenwellen), u. Überwachung 23,65 m (Flottenwelle). |
Bereich II |
50 m bzw. 93.3 m (Flugaufklärung 18. Gr.) und 2174 m (Langwelle Bereich A). |
Bereich III |
600 m mit Ausweichwellen und 24/36/54 m (zwischenst. Wellen), 18750 m (Programmzeiten Rugby an GBMS), 2013 m (Portishead an GBMS 1 - laufend mit Lautsprecher). |
Bereich I |
36,19 m und 63,29 m, Überwachung 23,65 m. |
Bereich II |
50 m bzw. 93.3 m. |
Bereich III | 600 m mit Ausweichwellen, 18750 m, 2013 m. |
Bereich IV | Peiler 2174 m (Langwelle Bereich A) und Peilungen auf Langwellen. |
Bereich I |
36,19 m und 63,29 m, Überwachung 23,65 m. |
Bereich II |
2174 m und 50 m bzw. 93,3 m |
Bereich III | 600 m mit Ausweichwellen, 24/36/54 m Bänder, 18750 m, 2013 m. |
Bereich IV | Peiler (nach Bedarf). |
Bereich I |
36,19 m und 63,29 m, Überwachung 23,65 m. |
Bereich II |
2174 m und 45 m bzw. 76.43 m (Flugaufklärung 15.Gr.). |
Bereich III |
160 m u. 190 m (Scapabereichswellen), 600 m mit Ausweichwellen, 24/36/54 m Bänder, 18750 m, 2013 m. |
Bereich IV | Peiler 2804 m u. Peilungen auf Langwellen besondere 2174 m. |
1 Wache (3 Mann) B.Ü.-Posten wird vom Schiffskommando gestellt.
7.) Peilungen: Auf Langwellen sind sämtliche Schiffsstationen zu peilen.
8.) Ausschreiben der Funksprüche usw.:
Vierstellige Buchstaben Fts, taktische Signale, Aufklärungsmeldungen und offene Funksprüche sind ganz, von sonstigen geschlüsselten Funksprüchen nur Kopf, Gruppenzahl, die ersten zwei Gruppen und die Uhrzeitgruppe aufzunehmen.
In bestimmten Gebieten die von der Heimat schlecht oder nicht aufgefangen werden, sind nach besonderem Befehl auch diese Funksprüche ganz aufzunehmen.
Funksprüche sind nur in einfacher Ausfertigung auszuschreiben und die Tagebuchblätter ohne Durchschlag zu führen. Die gleiche Nummer auf der zweiter Seite des Tagebuchblattes ist mit a) zu konnzeichnen.
Bei sämtlichen Schiffsstationen ist die Lautstärke (1 bis 5) und die Bandbreite anzugaben. Bei Benutzung des Scheinfunknamens (a - Funknamen) ist an Hand des Tones, der Geabeart, der Lautstärke und der Bandbreite besonders darauf zu achten, ob es sich um die gleiche Station oder um verschiedene Stationen handelt.
9.) Stör- und Täuschungsfunk:
Der Stör- und Täuschungsfunk wird vom B.-Gruppenleiter bei Sichten eines feindlichen Fahrzeuges freigegeben, und nur auf Befehl des Wachhabenden Auswerters nach dem "Befehl für Stör- und Täuschungsfunk" durchgeführt.
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