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Kommando Schlachtschiff "Tirpitz"
B.Nr. Gkdos 395
An Bord, den 13. April 1944.
An
das Oberkommando der Kriegsmarine -Skl.- Berlin,
Marinegruppenkommando Nord und Flottenkommando, Postort,
Admiral Nordmeer / F.d.U. Norwegen Postort,
Kampfgruppe.
Die für den 1.4. vorgesehene Wiederholung der Höchstfahrterprobung des Schlachtschiffs "Tirpitz" und der MES-Vermessung wurde am 31.3. wegen ungünstiger Wettervorhersage um 48 Std. verschoben. Das Schiff lag an diesem Tage innerhalb der Netzsperre im Kaafjord vor Anker. Als mittags zwei fdl. Aufklärer über dem Schiff erschienen und bei der herrschenden Wetterlage gute Einsicht in den Kaafjord angenommen werden mußte, entschloßsich der Kommandant, das Schiff sofort in den Netzkasten hinter Torpedoschutz zu legen. Die Stromverhältnisse gestatteten glücklicherweise das sofortige Einlaufen.
Am 1.4. wird das Schiff erneut um 1031 Uhr von einer Spitfire überflogen. Die erste Warnmeldung traf, obwohl mit 1024 Uhr datiert, erst zum Zeitpunkt des Sichtens der Maschine an Bord ein. Diese Feststellung, die erneut die schleppende Flugmeldeorganisation im Raum kennzeichnet, warnte das Schiffskommando besonders eindringlich. Nach langer Unterbrechung waren an zwei aufeinanderfolgenden Tagen feindliche Aufklärer über dem Schiff erschienen. Es wurde geschlossen, daß der Gegner von der am 15./16.3 erledigten Probefahrt "Tirpitz" wußte und die weiteren Absichten des Schiffes aufzuklären anstrebte.
Am 3.4. war fur 0530 Uhr (Stillwasser) Seeklar befohlen. Planmäßig begann das Netzkastenmanöver. Die drei Achterleinen wurden losgeworfen, der Bb.-Anker gelichtet. Beim Lichten des Stb.-Ankers (es waren noch 70 m Kette aus) wurde 0625 Uhr auf die Feststellung, daß von Land aus genebelt wurde und die 0624 Uhr eingegangene Funkmeldung der FMZ Alta über 32 Flugzeuge 80 km nordwestwärts Kaafjord, Kurs Süd, vom Kommandanten Fliegeralarm für das Schiff gegeben. Zu dieser Zeit befand sich die Stb.-Wache der Flak auf Station, Hauptflakeinsatzstand war besetzt. Die Besatzung stellte den Alarmverschlußzustand im Schiff her. Es handelte sich bei dieser Funkmeldung um die erste Meldung.
Etwa 0628 Uhr kommen Stb. achteraus die ersten Flugzeuge in Sicht. Der Feindverband teilt sich zum Angriff. Es fliegen an von Bb. achtern ca. 11 ein- und zweimotorige Maschinen, von Stb. achtern ca. 15 bis 18 Maschinen gleichen Typs. Weitere Maschinen kommen von vorne. Die Maschinen an Stb.-Seite teilten sich wiederum. Drei Maschinen von ihnen, wahrscheinlich Typ Martlet, erhöhten die Geschwindigkeit und flogen, meist durch Berge gedeckt, nach Stb. voraus in einem Querabstand vom Schiff von etwa 5000 m. Die restlichen Maschinen an Stb. verhielten achteraus solange, bis die drei vorausfliegenden Maschinen Stb. voraus auf Angriffsposition standen. Dann setzten alle Maschinen gleichzeitig zum Sturz auf das Schiff an und eröffneten aus ihren Bordwaffen das Feuer. Da der Nebel noch sehr dünn war und das Schiff nur ungenügend deckte (des Vormars völlig ungedeckt), war es für den Gegner leicht, mit den Bordwaffen insbesondere die L-Flak in ihrer Abwehr zu beeinträchtigen, umsomehr als die seit langem angeforderten Schutzschilde nicht vorhanden waren.
Mit "Fliegeralarm" wurde die Schiffsführung in den vorderen Kommandostand verlegt. Stb.-Anker wurde bis zum Einsetzen des Bordwaffenbeschusses, also bis etwa 0630 Uhr auf 25 m Kette eingehievt. Damit war das Schiff frei (45 m Ankertiefe) und lag auf Auslaufkurs bei einsetzendem Hochwasser. Der Alarm-Verschlußzustand war durch die kurze Vorbereitungszeit nur mit etwa 80% durchgeführt worden. Die Flak war feuerbereit.
Der Verband an Stb.-Seite wurde vom Stb. vorderen Zag schnell aufgefaßt, der Stand meldete Ziel aufgefaßt bei einer Entfernung von 165 hm, Zielrichtung etwa 160º Schiffspeilung. Die Stb.- S-Flakbatterie eröffnete das Feuer bei 160 hm und 160º Schiffspeilung. Die drei von Stb.-voraus anfliegenden Maschinen wurden bei der Vielzahl von an fliegenden Feindmaschinen von der Stb.-vorderen L-Flakgruppe beschossen. Die an Bb. anfliegenden Maschinen, etwa 20 an der Zahl, flogen am Bergrücken entlang, jede Senke ausnützend, parallel zum Schiff so niedrig, daß sie selbst nur den Vormars sahen und von den tiefer stehenden Waffen und Leitständen nicht beschossen werden konnten. Als diesse Maschinen in etwa 220 bis 240 Grad Schiffspeilung standen, setzten sie plötzlich im Heckensprung über den Berg aus 2000 m Entfernung zum Bombensturzflug aus allen Waffen feuernd an. Bombenabwurfhöhe betrug etwa 200 bis 300 m. Der Angriff an Bb. war einige Sekunden früher als der an Stb. Zu diesem Zeitpunkt fiel bereits der Hauptflakeinsatzstand mit beiden vorderen Flakleitständen durch Bordwaffenbeschuß aus, nachdem vorher noch der Befehl "Selbständig" an die Leiter der Batterien gegeben worden war. Dieser Befehl war erforderlich, weil wegen der Anzahl und der Gruppenaufteilung der Feindmaschinen die Abwehr nicht mehr auf einzelne Flakgruppen verteilt werden konnte. Durch den stärker werdenden Nebel wurde außerdem die Abwehr ständig mehr behindert.
0631 Uhr erster Treffer auf der Manöversteuerstelle an Stb.-Seite. Hierdurch Ausfall der Manöversteuerstelle, des Schiffsführungsstandes und des Schiffskartenhauses, Brand im Schiffsführungsstand und Schiffskartenhaus (Panzerschott zwischen Kartenhaus und Schiffsführungsstand war noch nicht geschlossen). Der Kommandant befand sich noch nicht im Kommandostand und wurde durch Luftdruckwirkung verwundet. Im Kommandostand selbst fielen durch den Treffer Manöversteuerstelle der W.O. und Gefechtsrudergänger (beide Gesichtsverbrennungen, hervorgerufen durch Trefferauswirkungen durch die offenen Sehschlitze) aus. N.O. übernimmt das Kommando und fährt gleichzeitig als WO weiter, da der Kommandant durch Folgen seiner Verwundung stark behindert war, den I.O. jedoch zu dieser Zeit noch in der Zentrale zu bleiben anwies.
Weitere Treffer während dieses Angriffes, deren Auswirkungen in Anlage 1 näher erläutert sind:
0705 Uhr verließ auf Wunsch des Kommandanten der I.O. die Kommandozentrale, um um 0710 Uhr das Schiffskommando zu übernehmen. Um 0715 Uhr geht die erste Funkmeldung an Funkraum:
Für die Schiffsführung ergibt sich zu diesem Zeitpunkt folgende Lage:
2.) Leichte Krängung nach Stb durch vollaufende Flutzellen.
3.) Schiff liegt im Kaafjord quer, Bug nach Westen dicht unter Land. Sicht stark vernebelt.
4.) Schlepper außer Sicht.
Die vom Hafenkommandant Alta berichtete Tatsache, daß das Schiff beim letzten Angriff vom Nebel gut gedeckt war und keine Treffer erhielt, trifft nicht zu.
0733 Uhr neue Funkmeldung von Land über neu anfliegende Flugzeuge. Über die Art des zweiten Angriffs, Anzahl der Maschinen, können keine Angaben gemacht werden, da der Hauptflakeinsatzstand wegen Totalausfalls aufgegeben und die Leitung der Flakabwehr inzwischen auf den achteren Flakeinsatzstand übergeleitet war. Außerdem war die Geräuschbeobachtung stark gestört durch die heulende Sirene, die sich nicht sofort abstellen ließ. Trotzdem wurden während dieses Angriffes eindeutig Stuka-Angriffe durch Geräusch festgestellt. Sämtliche Waffen feuern blind in den Nebel. Die S-Flak schießt Sperrfeuer auf nächste Zone. Das Schiff erhält weitere Treffer:
Auch dieser Angriff dauert nur wenige Minuten. Nach beendetem Angriff wird das Einlaufmanöver fortgesetzt.
0819 Uhr wird auf eine neue Anflugmeldung von 4 Flugzeugen das Manöver unterbrochen, um das Schiff wieder quez zum vermuteten Anflugkurs des Gegners zu drehen. Flugzeuge werden nicht bemerkt, auch keine Feindeinwirkung festgestellt.
0825 Uhr geht eine Meldung des Sperrbewachers über gesichtete Torpedolaufbahn von 1 nach 9 ein. Da die Torpedogefahr im Augenblick höher eingeschätzt wird, setzt das Schiff das unterbrochene Manöver fort, weil dadurch gleichzeitig die für die Torpedoabwehr günstigste Lage erreicht wird. Das Schiff läuft dann je nach Sichtverhältnissen zunächst mit eigener Kraft, später mit Schlepperhilfe in den Netzkasten ein.
0847 Uhr wird von Land aus das Nebeln eingestellt. Damit sind die Feindangriffe beendet.
Besondere Schwierigkeit bereitete der Blindgänger auf der Back. Um das Schiff sicher vor Anker bringen zu können, war die beschleunigte Beseitigung des Blindgängers erforderlich. Eine Detonation des Blindgängers hätte voraussichtlich beide Spills zum Ausfall gebracht. Für die Entschärfung befand sich kein Spezialpersonal und passendes Werkzeug an Bord, andererseits drängte die Zeit. Es wurde daher ohne Rücksicht auf Folgen befohlen, das Ankermanöver auch mit Blindgänger durchzuführen. Das Aufsuchen des Netzkasten war für das Schiff wichtiger als jede Rücksichtnahme. Das Manöver gelang, ohne daß der Blindgänger hochging. Er wurde nachmittag durch Spezialpersonal entschärft.
Das Manöver selbst war stark durch Nebel und Oberdecksbrände, insbesondere auf dem Flugzeugdeck und Umgegend, behindert. Die Brände im Schiff waren um 1730 Uhr sämtlich gelöscht, flackerten jedoch im Laufe der Nacht unter Deck mehrfach wieder auf.
Nach den Angriffen melden mehrere Zeugen, daß sie an den Tragflächen der angreifenden Jäger deutsche Hoheitsabzeichen (Balkenkreuze) erkannt hätten und zum Teil gelbe Anstriche an den Flügelunterseiten bzw. Flügelspitzen festgestellt hätten. Die kriegsgerichtlichen Vernehmungen dieser Zeugen werden gesondert vorgelegt.
A. Artillerie.
2.) Planmäßiger Waffeneinsatz und Zielanweisung ist nicht möglich, wenn Flugzeuge zeitlich und durch verdeckten Anflug derartig überraschend auftreten. Selbst wenn der Hauptflakeinsatzstand nicht ausgefallen wäre, hätten die Waffen selbständig feuern müssen. Die S-Flak kann nur Speerfeuer schießen, da die Ziele nur kurzzeitig in den wirkungsvollen Feuerbereich kommen und die Zeit zum Einsteuern der Leitgeräte zu gering ist.
3.) Die Flakvisiere der L-Flak konnten aus Zeitmangel nicht mehr eingestellt werden. Es muß daher in solchen Fällen grob gerichtet bzw. nach Leuchtspur geschossen werden.
4.) Bei derartigen Tiefangriffen mit Bordwaffenbeschuß müssen unter allen Umständen alle Waffen insbesondere die der L-Flak mit Schutzschilden versehen sein.
Außerdem deuten die starken Personalausfälle daraufhin, daß nur das allernotwendigste Personal an den Waffen stehen darf. Das übrige Personal steht als Reserve unter Splitterschutz klar.
5.) Das Vernebeln eines einzelnen Zieles wird, wenn es direkt angegriffen wird, nur dann für zweckmäßig gehalten, ween es gelingt, das Schiff so zu vernebeln, daß von ihm selbst nichts mehr zu sehen ist. In allen andern Fällen hindert der Nebel nur den Waffeneinsatz, während das Ziel selbst durch den Gegner bekämpft werden kann. Eine weitere Behinderung des Nebels liegt in Atembeschwerden, vor allem bei den Ladenummern der S-Flak. Für Hochangriffe wird das Nebeln für zweckmäßig gehalen.
2.) Die E-Anlage litt z.T. unter Dampfmangel und Wassereinbruch in E-Schaltraum 1. Die Schiffsnetzversorgung war in allen Fällen, die Wechselstromversorgung mit Kurzer Unterbrechung sichergestellt.
3.) Die Anforderungen an die Leckwehrmannschaft waren sehr umfangreich infolge der vielen Brände. Es konnten jedoch alle auf ihren Herd beschränkt und mittelbare Schäden im wesentlichen vermieden werden. Die Gasabwehrorganisation hat sich bewährt. Flottenatmer und sonstige Geräte reichten gut aus.
2.) In der Funkmeßanlage wurden verschiedene Beobachtungen auf Fu.M.B. 9 (Wanz) gemacht, die bereits als Vorausmeldung an Skl. Chef MND gemeldet wurden. Es handelt sich um Impulse und Zeichen, die hauptsächlich nach dem Angriff festgestellt wurden.
2.) Da immer bei Tiefangriffen mit stärkerem Anfall von Verwundeten besonders bei der Flak zu rechnen ist, ist ein höher gelegener geschützter Gefechtsverbandsplatz für Fliegerangriffe erforderlich, z.B. Lazaretthellegatt, Apothekenraum.
3.) Die Sicherheit der Gefechtsverbandsplätze ist durch die Durchschläge des oberen Panzerdecks in Frage gestellt.
4.) Die Einrichtung von Gaslazaretten an Oberdeck ist nach den neuesten Erfahrungen nicht mehr richtig.
Das Kommando hat gesondert die Anerkennung von 5 Flugzeugabschüssen beantragt. Dabei ist die Beteiligung anderer Batterien vorher durch Abgleichung ausgeschlossen (s. Anlage 5).
Munitionsverbrauch:
506 Schuß 10,5 cm Spgr. Patronen.
400 Schuß 3,7 cm Spgr. Patronen.
8260 Schuß 2 cm Spgr. Patronen.
Personalverluste:
122 Tote, dabei 8 Offiziere und Beamte, 22 U.Offz., 90 Mannsch., 2 Werftangehörige;
316 Verwundete, dabei 18 Offz., 31 U.Offz., 266 Mannsch., 1 Werftangehöriger.
Haltung der Besatzung:
Die Haltung der Besatzung war im besonderen Hinblick auf starken Wechsel und geringe Gefechtserfahrung beispielhaft. Besonderer Erwähnung bedarf es hinsichtlich der L-Flak, die beide Angriffe trotz Fehlens jeglichen Deckungsschutzes gut durchstand und dabei stärkste Verluste hatte. Ferner muß die Maschinenmannschaft ihres Einsatzes bei der Bekämpfung von Treffern und deren Auswirkungen nach starken Ausfällen hervorgehoben werden. Für die Besatzung war der Angriff die erste große Bewährungsprobe. Die Haltung und Leitstungen haben ermöglicht, daß das havarierte Schiff sicher an seinen Liegeplatz gebracht werden konnte.
Anlagen:
Anlage 1 zu "Tirpitz" B.Nr. Gkdos 395 vom 14.4.44
Bei dem Luftangriff am 3.4.1944 wurden von den angreifenden Verbänden 13 Decks-, 1 Unterwasser- und 1 Nahtreffer erzielt. In anliegender Zeichnung sind die Treffer von vorn nach achtern durchnumeriert. Ein Festlegen des zeitlichen Eintretens der Treffer ist nicht möglich, da genaue Unterlagen hierüber nicht vorliegen. Es ist nur festgestellt, daß die Treffer Nr. 3, 5, 7, 9, 10-15 bei der ersten Welle, die Treffer Nr. 1, 2, 4, 6, 8 bei der zweiten Welle erfolgten.
I. Treffer Nr. 1:
Eine Panzerbombe trifft die Back in Abtlg. XXI durchschlägt das Oberdeck und wird von dem darunterliegendem Decksquerspand abgebremst. Die Bombe bleibt blind, wird entschärft aus dem Deck herausgeschnitten und abtransportiert.
II. Treffer Nr. 2:
Eine Sprengbombe trifft in Abtlg. XVI auf den Wellenbrecher detoniert dort und drückt das Deck leicht ein. Die Decksbeplankung wird durchschlagen und nach allen Seiten weggerissen. Eine Beschädigung des Oberdecks tritt nicht ein. Starke Splitterwirkung nach allen Seiten. Sonst keine Schäden.
III. Treffer Nr. 3:
Eine Sprengbombe schlägt an Stb.-Seite auf das Deck des Nachtleitstandes Vorkante Kommandostand auf. Das Deck wird nach unten durchschlagen und weggedrückt und das darunterliegende Deck der Friedenssteuerstelle mit einer Lochgröße von etwa 1.- qm nach unten durchgedrückt. Starke Splitterwirkung, zahlreiche Splittereinschläge am Kommandoturm, geringer Schaden, Mannschaftsausfälle an Maschinenwaffen.
IV. Treffer Nr. 4:
Eine Sprengbombe an Bb.-Seite Oberdeck Abtlg. XIII. Das Oberdeck wird nach unten durchschlagen, Durchschlag mit 5 Lappen, Lochgröße ca 80 cm Durchmesser, starke Druck- und Splitterwirkung auf den Unterbau des Bb.I 10,5 cm Doppelflak und Aufbiegen der Plattform des Geschützes von unten. Splitterwirkung nach unten in Abtlg. XIII und Brandwirkung Schäden: 10,5 cm Doppelflak ausgefallen, starker Brandschaden im Wohndeck.
V. Treffer Nr. 5:
Eine Panzer bombe durchschlägt Verkehrsboot auf der Barring, die darunterliegende Turmdecke des in 45º stehenden Stb.II 15 cm Geschützes, tritt ohne zu detonieren aus der Geschützplattform in Nähe der Barbette außen aus und wird auf dem Oberdeck um 90º nach innen abgelenkt, durchschlägt die Seitenwand der Fähnrichsmesse und detoniert hier.
Schäden: Boot fällt auf Turm und ist unbrauchbar. Der Turm bleibt gefechtsklar. Starke Splitterwirkung und Brandwirkung im Fähnrichs raum und benachbarten Räumen und Gängen.
VI. Treffer Nr. 6:
Eine Sprengbombe trifft in Abtlg. XII Außenkante des Wassergangs auf und detoniert.
Schäden: MES durchschlagen und zerstört. Starke Splitterwirkung, keine sonstigen Schäden.
VII. Treffer Nr. 7:
Eine Sprengbombe trifft Schornstein und Flugzeughalle an Bb., detoniert und drückt die Schornsteinwand außen und die Decke der Flugzeughalle ein. Starke Splitterwirkung nach den Seiten und nach unten zur Flugzeughalle.
Schäden: Die Schornsteinwand wird außen zerstört Bb. Schornstein zusammengedrückt. Flugzeughalle und Flugzeuge ebenso. Schornstein-Vierling kippt vom Pivot und Scheinwerfer II fällt von oben. Es tritt geringe Brandwirkung ein. Durch Splitterwirkung Personalausfälle.
VIII. Treffer Nr. 8:
Eine Sprengbombe durchschlägt achtere Kante Flugzeughalle die Aufbaudecke und detoniert in dem darunterliegendem Raum. Die Wände der Räume und des Ganges werden weggedrückt, starke Splitter- und Brandwirkung.
IX. Treffer Nr. 9:
Eine Panzerbombe trifft in Abtlg. X auf dem Aufbaudeck, durchschlägt das Ober- und Batteriedeck, dicht außerhalb des Splitterschotts und detoniert an dem Ansatz der Panzerschräge. Das Torpedoschott wird aus der Laschnietung gerissen und auf 1,30 m und 3,-m Länge nach innen aufgerollt. Die Wohndecke in Abtlg. X und XI in Batterie- und Zwischendeck werden völlig zerstört. Das Batteriedeck wird am Splitterschott abgerissen und gegen das Oberdeck gebogen; ebenso wird das Batteriedeck innen an Bb. stark nach oben gewölbt. Die in der Nähe liegenden Werkstätten, Hellegats usw. werden zerstört. Sehr starke Brandwirkung.
Bei diesem Bombentreffer der einwandfrei von einer Panzerbombe herrührt, können weitere Umstände bei der starken Zerstörung des Torpedoschotts mitgewirkt haben. Es wird vermutet, daß aus den durch diese Abteilung führenden Steigrohre für Betankung der Flugzeuge zusätzlich Benzingase zur Verpuffung gelangt sind und somit die Detonationswirkung verstärkt haben. Gemessen an der Detonationswirkung der anderen Panzerbomben in Schiff, erscheint eien Zerstörung des starken Torpedoschotts durch die Sprengladung der Panzerbombe allein unwahrscheinlich.
X. Treffer Nr. 10:
Eine Sprengbombe trifft Stb. in Abtlg. X auf den vorstehenden Ansatz des Seitenpanzers. Splitterwirkung nach außen, keine Schäden.
XI. Treffer Nr. 11:
Eine Panzerbombe durchschlägt das Verkehrsboot, die Seitenwand der achteren Flugzeughalle an Stb., das Aufbaudeck und detoniert in der Offiziersmesse. Off.Messe und umliegende Kammern werden durch Splitter- und Brandwirkung völlig zerstört, Oberdeckspanzer eingekert.
XII. Treffer Nr. 12:
Eine Panzerbombe geht dicht an der Bordwand an Stb. Seit ins Wasser, detoniert hier in etwa 3,- m Abstand davon. Im Schiff Erschütterungen und Aufriß der Außenhaut auf 2,- m Länge und quer dazu 1,- m Länge. Die in der Nähe liegenden Flutzellen laufen voll.
XIII. Treffer Nr. 13:
Ein Unterwassertreffer einer Panzer- oder Sprengbombe mit Verzg. detoniert bei Abtlg. IX zwischen Unterseite Seitenpanzer und Schlingerkiel, reißt dort ein Loch von 1,- x 0,5 m Breite. Die Flutzellen IX-XI an Stb. laufen voll. Wahrscheinlich auch unter Einwirkung des Treffers Nr. 12. Außerdem wird das Torpedoschott in einer Länge von 5,- m nach innen durchgebogen und das Querschott innerhalb des Torpedoschotts gefaltet. Die Überlaschungsnietung am Torpedoschott wird undicht. Weitere Untersuchungen können erst angestellt werden, wenn die Räume betretbar sind.
XIV. Treffer Nr. 14:
Eine Panzerbombe durchschlägt das Aufbaudeck in Abtlg. VII an Stb. Seite, dringt in das Oberdeck ein und reißt dort kalibergroßes Loch, dringt jedoch nicht durch, sondern wird zurückgeworfen und detoniert etwa 1,- m über dem Einschlag im Oberdeck. Die dort liegenden Kammern und das Aufbaudeck werden nach allen Seiten zerstört. Starke Splitterwirkung.
XV. Treffer Nr. 15:
Eine Panzerbombe durchschlägt das Oberdeck an Stb. Seite Abtlg. III, das darunterliegende Batteriedeck und Zwischendeck, trifft die Panzerböschung, wird nach oben abgelenkt, Teile treten aus dem Zwischendeck wieder heraus. Es tritt keine Detonation ein, wahrscheinlich nur Teilexplosion mit Abbrand der restlichen Sprengladung. Hierdurch sehr starke Brand- und Qualmwirkung. Die Bombenspitze wird heil gefunden, (etwa halbe Bombengröße) mehrere Stücke im Gewicht von 20,- bis 30,- kg., stark rußgeschwärzt. Der Boden der Bombe ist auf der Panzerböschung vor Einsetzen der Zündung zerbrochen; hierdurch wird die Sprengladung zur Teilexplosion gebracht.
Außer diesen Bombentreffern sind Beschädigungen vor allen an Waffen, Ständen und E-Meßgeräten durch Bordwaffenbeschuß aufgetreten. Es wurden einzelne Durchschläge von Sprenggranaten etwa 2 cm Kaliber in der Hauptsache Durchschläge von Panzergranaten 12,8 mm Kaliber gefunden. Es waren Geschosse mit Panzerkern von 10,8 mm mit einem Kupferhemd unten umgebördelt. Splittergeschützte Stände wurden nicht durchschlagen, sondern nur Bleche.
Beurteilung der Bomben.
Das Bild ihrer Bombentreffer und ihrer Auswirkungen zeigt, daß es sich um normale Spreng- und Panzerbomben gehandelt hat. Es ist nicht festzustellen, daß Neuentwichlungen mit größerer Wirkung, als bischer bekannt, verwandt worden sind. Der verwandte Sprengstoff bein den Panzerbomben war unempfindlich bezw. stark phlegmatisiert. Es wurden an Splittern Sprengstoffreste gefunden, die auf unvollkommene Umsetzung schließen lassen. Ein genaueres Bild wird die Untersuchung des Bombenblindgängers ergeben. Die wirkung der Sprengbomben liegt ebenso in den normalen Grenzen.
Anlage 2 zu "Tirpitz" B.Nr. Gkdos 395 vom 14.4.44
Anlage 3 zu "Tirpitz" B.Nr. Gkdos 395 vom 14.4.44
Alle Bilder am 5.4.44 nachmittags nach Aufräumung aufgenommen.
Treffer I.
Oberdecksaufschlag nach Ausschneiden des Blindgängers.
Wie oben.
Treffer II.
Oberdeck.
Oberdeck, Wellenbrecher u. vord. Aufbaudeck.
Oberdeck, Wellenbrecher u. vord. Aufbaudeck.
Treffer III.
Schiffsführungsstand.
Schiffsführungsstand.
Blick vom Nachtleitstand in Schiffsführungsstand.
Blick vom Nachtleitstand in Schiffsführungsstand nach Aufräumung.
Nachtleitstand.
Brücken-Vierling.
Loch im deck Nachtleitstand Panzeranschläge Kommandostand.
Treffer IV.
Decksaufbenlung B.B. I. 10,5cm.
B.B. I. 10,5cm.
Oberdeck u. Aufbau.
Oberdecksdurchschlag von oben.
Aufbau.
Oberdecksdurchshlag von oben.
Treffer V.
Fähnrichsraum.
Boot auf St.B. II. 15cm Turm.
Fähnrichsmesse von oben.
Fähnrichsmesse von oben.
Decke St.B. II 15cm Turm.
Wand in der Fähnrichsmesse.
Durchschlag Turmboden St.B. II. 15cm Turm.
Turmdeckendurchschlag aus St.B. II. 15cm Turm.
Treffer VI.
Seitenpanzer von oben.
Aufgeholte M.E.S. Schleife.
wie oben.
Treffer VII.
Schornstein B.B. Seite.
wie oben.
Vord. Scheinwerfer am Schornstein.
Schornsteinscheinwerfer auf Flugzeugdeck.
Flugzeughalle B.B. vorn.
B.B. Krahn.
Restdach Flugzeughalle B.B. vorn Schornstein, Kartoffelkiste.
B.B. Schornstein.
Flugzeughalle B.B. innen.
Flugzeughalle B.B. aussen.
Treffer VIII.
Flugzeughalle St.B. vorn.
Wie oben.
Treffer IX.
Abtlg XI Betteriedeck u. Zwischendeck aussen B.B.
Panzerausbeulung im Panzerlängsschott Zwischendeck Abtl. XI. B.B.
Durchschlag Oberdeck.
Panzerausbeulung im Panzerlängsschott Abtlg. XI. B.B.
Batteriedeck Abtlg. X. innen B.B.
Hochgeworfenes Batteriedeck Abtlg. X. B.B. aussen.
Gehört zu Tr. IX. Abtlg X. Zw. deck. Blick auf unterbau 15cm Turm. Batteriedeck hochgewörbt.
Treffer XI.
Vorraum Offiziermesse.
Offiziermesse.
Offiziermesse.
Decksaufwölbung St.B. achtere Flugzeughalle.
Offizieranrichte.
Durchgang Fähnrichsraum am St.II. 15cm Turm.
Treffer XIV.
Zerstörung St.B. achtere Offizierkammern von oben.
Wand St.B. achtere Offizierkammern.
Wand St.B. achtere Offizierkammern.
Blich vom Aufbaudeck in St.B. achtere Offizierkammern.
Wand St.B. achthern Offizierkammern.
Treffer XV.
Abtlg. III-IV. Zwischendeck aussen.
Abtlg. III-IV. Zwischendeck aussen.
Oberdecksdurchschlag.
Abtlg. III-IV. Zwischendeck aussen.
Wie oben.
Bombenreste.
Anlage 4 zu "Tirpitz" B.Nr. Gkdos 395 vom 14.4.44
Zielwegkarte für Gefechtsbericht vom 3.4.1944
Zielwegkarte für Gefechtsbericht vom 3.4.1944
Uhrzeit: 0725-0747 nach Angaben der M.Flak.A 710
Anlage 5 zu "Tirpitz" B.Nr. Gkdos 395 vom 14.4.44
Kommando Schlachtschiff "Tirpitz"An Bord, den 13. April 1944.
Betr.: Flugzeugabschüsse am 3.4.44.Das Kommando Schlachtschiff "Tirpitz" bittet um Anerkennung von 5 Flugzeugabschüssen, die bei dem Angriff am 3.4. erzielt wurdden. Der Angriff wurde in zwei Wellen durchgeführt. Die erste Welle etwa 30 Flugzeuge griff 06,29 Uhr an, die zweite Welle 35-40 Flugzeuge griff 07,36 Uhr an. Bei beiden Wellen wurden zweimotorige Flugzeuge und Jäger vom Typ "Martlett" festegestellt. Der zweimotorige Typ wurde nicht erkannt, er wurde von vielen Soldaten als "Boston" angesprochen. Bei beiden Wellen wurde das Schiff mit Bordwaffen und Bomben aus allen Richtungen angegriffen. Bei Fliegeralarm befand sich eine Wache an den Geschützen, die zweite Wache besetzte die Gefechtsstationen noch vor Beginn des Angriffs. Es wurden nur die sicher beobachteten Abschüsse gemeldet. An diesen sind andere Batterien nicht beteiligt. Ein Abgleich mit diesen ist worher erfolgt, so dass sicher gestellt ist, dass die Abschüsse nicht doppelt gemeldet werden. Weitere Abschüsse, die von Land aus beobachtet wordensind, sind warscheinlich durch "Tp." erzielt worden, zum mindesten liegt Beteiligung vor. Ein Antrag auf Zuerkennung erfolgt nicht, da genaue Angaben hierüber nicht gemacht werden können. Durch Einnebeln herrschte starks Sichtbehinderung. Die Bericherstattung ist weiterhin erschwert durch die kurzen An-und abflugwege der Flugzeuge, die über die nahen Berge im Heckensprung kommend nur 1200-1400 m in Sich waren. Durch den starken Bordwaffenbeschuß und die große Anzahl der angreifenden Flugzeuge waren alle Soldaten so stark in Anspruch genommen, dass Aufzsichungen nicht gemacht werden konnten. Erschwerung in der Berichterstattungist durch sofortigen Ausfall des Hauptflakeinsatzstandes mit gesamtem Personal eingetreten.
Es wurden sicher 5 Abschüsse erzielt.
1. Anflug in 220 Grad Schiffspeilung.
Abschuß durch geschlossenes Feuer der "Tp." Batterie S-L-Flak.
In der Luft zerplatzt.
Teile fielen in Entfernung von 30 m an Bb. Seite ins Wasser.
Zeugen: Btsmt. Fink, Matr. Timmer, Matr. Gefr. Zetzmann, Matr. Mastallerz.
2. Anflug in 220 Grad Schiffspeilung. Besch. wie vor. Brennend inner Neumark-Netzsperre abgestürzt.
Maschine wurde rausgetaucht und geborgen.
Zeugen: Matr. Gefr. Zetzmann, Matr. Timmer.
3. Anflug in 250 Grad Sturzflug. Besch. wie vor. Eine Fläche montierte ab. Maschine stürzt an Stb. Seite 120 m vom Schiff ins Nähe Netzsperre ab.
Zeugen: Ob. Ltn. (V) Hilgert, Ob. Mont. Jacobsen, K.M.A. Kiel, Verw. Sekreätr Stock, K.M.A. Kiel.
4. Anflug in 280 Grad Schiffspeilung. Maschine zieht starke Rauchfahne.
Herunterfallende Teile und Rumpf werden beobachtet.
Zeugen: Matr. Gefr. Zetzmann, Matr. Timmer, Matr. Mastallerz.
5. Anflug in 280 Grad. Beschuß durch gesamte Batterie.
Maschine gebrannt. 150 m an Bb. Seite ins Wasser gestürzt.
Zeugen: Kplt. Schlegel (II. Fl. A.O.) Btsmt. Fink.
Munitionsverbrauch:
506 Schuß 10,5 cm Spgr Patr L/4,4
400 Schuß 3.7 cm Spgr Patr 40/ L/4,1 Lh 37
8260 Schuß 2 cm Sprg Patr
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