Grab Steinfeld

Von M. Müller, Obergefreiter auf U-195


Besuch des Grabes 2ter Weihnachtstag 1999.
Ort der Grabstätte Desa-Gadog-Sampai Arca (weitere Umgebung Bogor) Indonesien.
Drei Tage vor meiner Abreise aus Indonesien, erfuhr ich durch einen Zufall, dass in der weiteren Umgebung von Bogor sich irgendwo einige deutsche Soldatengräber befinden würden. Unser guide ein Indonesier namens Hanafi, erzählte mir vor einigen Jahren einen deutschen Turisten zu dieser Grabstätte geführt zu haben. Es handelt sich wahrscheinlich um einen Angehörigen der dort begrabenen Soldaten. Ich war sehr überrascht, da ich bei früheren Reisen nach Indonesien versucht habe, selbst über die deutsche Botschaft in Jakarta, eine Auskunft diesbezüglich zu erhalten. Für mich gab es keine andere Wahl, da mußte ich hin. Es war gewiss kein leichtes Unterfangen. Die äusseren Umstände, nicht gerade günstig mitten in der Regenzeit in diesem Jahre von besonderer Heftigkeit. Zudem der Weg steil bergauf typich eine Straße die in entlegene Kampongs führt, schmal und mit reichlich Schlaglöchern versehen. Unser Mietwagen, ein Minibus für kleine Leute, ( maximale Größe 1,6mtr.) das Transportmittel in Indonesien schlechthin, schaffte den Aufstieg nicht ganz. Der Weg führte weiter über in einen steinigen Pfad, der nur noch mit Allradantrieb zu meistern war. Ein weiterer Fußmarsch brachte uns letztendlich zu unserem Endziel. Uns bot sich ein erstaunlicher Anblick, ein gut gepflegter Soldaten-friedhof der seinem Namen alle Ehren machte, umsäumt von tropischen Waringenbäumen. Ein friedlicher Anblick in einer wunderbaren tropischen Landschaft. Am Eingang eine Gedenktafel mit der Aufschrift "Deutscher Soldatenfriedhof". Im Vordergrund zwei weiße Kreuze mit der Aufschrift "Unbekannt", weiter aufwärts, vier zur Linken und vier zur Rechten weiße Kreuze versehen mit den Namen der Verstorbenen. Das erste Grab zur Rechten mit dem Namen unseres Kommandanten Friederich Steinfeld. Endlich hatte ich gefunden was ich so erhofft hatte. Ich will offen bekennen dass mich dieser Anblick betroffen machte, zu bedenken 55 Jahre Danach.

Die Namen der anderen Gräber von links nach rechts:

Oblt. u. LI U 196
Dr. Ing. H. Haake
*1914 +30.11.44
Leut. Ing
Wilhelm Jens
*7.11.1907 +12.10.45
Kapt. Leutnant
Hermann Tangermann
*11.10.1910 +23.8.45

Oblt. z.S.
Friederich Steinfeld
Kmdt. U 195
*15.12.1914 +30.11.45
Schiffszimmermann
Eduard Onnen
*14.12.1906 +15.4.45
Leutnant z.S.
W. Martens
*… +10.45

Obgfr.
Willi Petschow
*31.12.1912 +28.9.45
Oblt. z.S.
Willi Schlummer
*… +12.10.45
 

Am Grab unseres Kommandanten habe ich einen Strauß Blumen gelegt, sowie einen Zettel mit folgender Aufschrift:

Zweiter Weihnachtstag 1999

Hier stehe ich nun an Deinem Grab
Keiner der mir je den Auftrag gab
Als Einziger von Deinem Boot
55 Jahre nach Deinem Tod
Im Namen Aller möchte ich Deiner gedenken,
noch einmal einen Blick in die Vergangenheit lenken.

Java, Bogor 26. Dezember 1999
M.Müller ehm. Obgf. Auf U 195


Meine Gedanken zu dieser Begebenheit

Als man uns zu den "Fahnen" rief,
es war immer schon so, dann war es Krieg
Auch Du im ersten Weltkrieg geboren,
warst schon für den Zweiten auserkoren
Damals schon uns allen bekannt,
haben wir Dich den "Alten" genannt
Gebracht hast Du uns mit Glück und Verstand,
Auf die Südseeinsel, Java genannt.
Gemeinsam haben wir noch erlebt,
Das jeder Krieg auch mal zu Ende geht.
Während wir letztendlich in die Heimat entlassen,
Hast Du in der Fremde Dein Leben gelassen
Eine tropische Krankheit hat Dich gefällt,
mitten im Leben, am Ende der Welt.
Du bist geblieben in Javas Erde,
Weit ab Deiner Heimat der Hamburger Förde.
Doch nun vor Deinem Grab ich stehe,
Am weissen Kreuz die Aufschrift sehe,
Dort steht in deutlichen Lettern geschrieben
Dir sind nur 31 Jahre geblieben.
Wir, die heut noch vom "Alten" sprechen,
Mögen dabei uns selbst nicht vergessen.
Damals waren auch wir noch jung,
doch das ist jetzt Erinnerung.
Die Daten am Kreuz sind bei mir haften geblieben,
Es war immer der Krieg und ein bischen zwischen den Kriegen.
Doch eines hat mich tief bewegt,
Du hast den Frieden nie erlebt.
Die letzte Ruhe hast Du hier gefunden,
Ein ehrwürdiger Friedhof, daß kann ich bekunden.
Möge dieser Platz nie geschändet werden,
kein böser Traum auf dieser Erden.
Aus der Ferne hört man schon den Ruf nach "Jhihad"
Was das wohl zu bedeuten hat,
Für uns bedeuted das nach zu Hause fliegen,
Schon wieder spricht man von "heiligen Kriegen"
Die größte Schande, das muß ich bekennen,
Das Monster Krieg auch noch "heilig" zu nennen.



Dieser Artikel wurde von M. Müller, ehemalig Obergefreiter auf U-195, für "U-Boot - Die Geschichte der dt. WK-II U-Boote" zur Verfügung gestellt.
Copyright 1999 by M. Müller. All Rights Reserved.