U-Boote - Die Anfänge


1. Angriff aus dem Nichts

Es war ein ruhige Nacht. Die Nacht des 17. Februar 1864 vor der Hafeneinfahrt von Charleston. Die "USS Housatonic" war eins jener Schiffe in dem Blokadekordon, der als "Anakonda-Plan" in die Geschichte eingehen sollte und dazu diente, den Konföderierten den Nachschub an Waffen und Munition aus England "abzuwürgen". Seit 1861 tobte der Amerikanische Bürgerkrieg. Nord gegen Süd, Blau gegen Grau, Rebels gegen Yankees.
Alles war ruhig. Keine feindlichen Schiffe befanden sich in der Nähe. Kein Blockadebrecher versuchte den Blockadering der Unionsmarine zu durchbrechen, kein Hinweis auf einen Angriff war festzustellen. Der Vollmond stand in dieser Nacht klar am Himmel und die Sicht war bestens. Die "USS Housatonic" lag etwa neun Kilometer von Fort Sumter und vier Kilometer von der Breech-Bucht entfernt. Plözlich entdeckt einen Bordwache steuerbords und etwa 100 Meter entfernt etwas, das wie ein Brett aussah. Der alarmierte Offizier vom Dienst, John Crosby, hielt das merkwürdige Objekt zunächst für einen Tümmler, aber als sich der Gegenstand direkt aufīs Schiff zubewegte, gab er den Befehl "Alle Mann an Deck" und "Klar Schiff zum Gefecht!" Denn ließ er die Anker lichten und Befahl "Volle Kraft voraus!".

Die Geschützmannschaft versuchte, das Objekt unter Beschuß zu nehmen, konnte aber die Geschützrohre nicht so weit nach unten senken. Bordwachen und Offiziere feuerten mit Revolvern und Musketen auf das Gebilde, das plötzlich unterging und nur ein paar verebbende Kringel an der Wasseroberfläche zurückließ.

Etwa eine bis zwei Minuten suchte die Mannschaft die Wasseroberfläche ab und war schon fast davon überzeugt, das merkwürdige Gebilde versenkt zu haben...
Währenddessen drehten nur wenige Fuss unter der Wasseroberfläche im Schein einer schummrigen Kerze 8 Mann in einem merkwürdigen Stahlzylinder an einer grossen Handkurbel, die sich wie eine moderne Kurbelwelle eines Motors durch das gesamte Boot zog, um ihr Leben. 9 todesmutige Männer sassen in einer Erfindung, die auf Unfällen bei den Testfahrten schon 12 Männern, darunter auch den Finanzier des Unternehmens, Horace L. Hunley, das Leben gekostet hatte. Eine Erfindung, die ihrer Zeit um ein halbes Jahrhundert voraus war. Nun hiess es: Mit Handkraft AK zurück! Weg vom in die "USS Housatonic" gerammten Spierentorpedo.

Dann krachte es.

Das Heck der "USS Housatonic" wurde in Stücke gerissen, der Kapitän inīs Wasser geschleudert. In nur vier Minuten versank die "USS Housatonic" und nahm fünf Matrosen mit in die Tiefe.
Das erste erfolgreiche Kriegs-U-Boot der Welt, die "CSS Hunley" hatte ihr Opfer gefunden und 1240 Bruttoregistertonnen feindlichen Schiffsraumes versenkt.

Auf dem Rückweg von der "Feindfahrt" versank auch die "CSS Hunley". Vermutlich durch die Wucht der Torpedodetonation oder von den Kugeln der Verteidiger beschädigt. Mit ihr versanken auch "Kaleunt" George E. Dixon und die achtköpfige Mannschaft. Der erste erfolgreiche U-Boot-Einsatz gegen ein feindliches Schiff war auch der ersten erfolgreichen Mannschaft zum Verhängnis, und die "CSS Hunley" zu ihrem "stählernen Sarg" geworden...
Nach diesem Ereignis sollten über 50 Jahre vergehen, bevor es wieder zu einem erfolgreichen U-Boot-Angriff auf ein Überwasserschiff kam.


CSS Hunley

Bildquelle: Zeitschrift VISIER, Ausgabe November 11/1995.



In einigen Büchern und Berichten ist noch zu lesen, die "CSS Hunley" sei durch die eigene Torpedodetonation gesunken oder vom Sog der sinkenden "USS Housatonic" mit in die Tiefe gezogen worden. Inzwischen ist aber sicher, daß die "CSS Hunley" erst auf dem Rückweg zum Stützpunkt sank, da von der "CSS Hunley" aus noch ein blaues Lichtsignal zur Küste gegeben wurde, um den Versenkungserfolg mitzuteilen und die Hafenmannschaft auf die Rückkehr des U-Bootes vorzubereiten.

Im Jahr 2000 gelang es, das Wrack der "CSS Hunley" zu heben. Einer der ersten Pressartikel darüber erschien in der BILD-Zeitung. Zu finden unter Interner Link innerhalb der U-Boot-SiteGehoben! Das Boot aus dem Bürgerkrieg 1864 auf der Page mit den Pressertikeln über die Deutschen WK-II U-Boote.




Die "Hunley" war allerdings nicht das erste U-Boot, das ersonnen und gebaut worden war. Um 1620 hatte schon der Holländer Cornelius van Drebel die Idee zu einem Unterwasserschiff. Ein einfacher Holzverschlag, der zur Abdichtung mit gefettetem Leder umspannt war und mit Spierentorpedos (Sprengladungen an einer langen Stange, am Bug des Tauchbootes befestigt) größere Überwasserschiffe angreifen sollte. Van Drebel, am Englischen Hof im Dienst stehend, konnte sich aber nicht durchsetzten. Bereits zu dieser Zeit schwante den Engländern wohl , das diese U-Boote eine große Gefahr für ihre prächtige Kriegschifflotte darstellte und verteufelte von nun an jeden U-Boot-Versuch.

Auch in der Türkei fanden Berichten zufolge erfolgreiche U-Boot-Versuche statt. Auf einer Feier in Istanbul hatte man Anfang des 19. Jahrhunderts eine besondere Vorführung vorbereitet: Ein "mechanisches Krokodil" tauchte im Bosporus auf, ihm entstieg eine Gruppe Tänzer, die auf dem "mechanischem Krokodil" tanzten, danach sind sie wieder eingestiegen und das "Krokodil" tauchte wieder ab.

2. Der Brandtaucher - das erste Deutsche U-Boot

Auch Wilhelm Bauer war einer der ersten, die erfolgreich auf "Tauchstation" gingen. Sein U-Boot wurde, wie später die "CSS Hunley", mit Muskelkraft angetrieben. Statt einer riesigen hanbetriebenen Kurbelwelle konstruierte Bauer aber ein grosses Tretrad für nur 2 Mann als Antrieb. Richtungsweisend hatte er seinen "Brandtaucher" ersonnen, der gegen die Dänische Flotte in der Kieler Förde eingesetzt werden sollte. Doch die "hohen Herren" der U-Boot Kommission, gleichzeitig Bauers Geldgeber, setzten eisern auf Sparkurs: Sie strichen die Dicke und die Qualität des zu verwendenden Stahls zusammen. Die im Kielraum vorgesehenen und zum Ändern der Tauchlage verschiebbaren Inklinationsgewichte wurden durch lose in den Kiel gelegte Bleibarren ersetzt. Die von Bauer geplanten Tauch- und Regelzellen wurden gestrichen, und das Wasser zum Fluten sollte sich nun offen im Kielraum sammeln. Vergeblich protestierte Bauer gegen die Sparmassnahmen, die die Funktionstüchtigkeit seiner Erfindung mehr als in Frage stellten.


Der Brandtaucher von Wilhelm Bauer Bild: Wilhelm Bauers "Brandtaucher". Dieses Bild zeigt die "Sparversion", in der der "Brandtaucher" gebaut wurde.

Bildquelle: Buch "Geschichte des dt. U-Bootbaus, Band 1" von Eberhard Rössler.
Bernhard & Graefe Verlag, Bonn 1996
Zeichnung: Lawrenz


Bei der Probefahrt ging dann auch alles schief: Am 1.2.1851 machte sich Bauer mit seinen beiden Gefährten Witt und Thomsen für die erste Tauchfahrt klar. Schon beim Fluten machten sich die fehlenden, verschiebbaren Inklinationsgewichte bemerkbar. Die lose im Kiel liegenden Bleibarren rutschen Richtung Heck. Das geflutete Wasser im Kielraum folgte. Alles, was nicht niet- und nagelfest war, stürzte vom Bug Richtung Heck. Der "Brandtaucher" sackte über das Heck steil ab. Die Einstiegsluke hielt nicht dicht. Die dünnen Stahlplatten hielten dem Wasserdruck nicht stand. Aus allen Ritzen und Ecken spritzte Wasser. Boot und Mannschaft schienen verloren. Bauer behielt kühlen Kopf, hinderte seine beiden Kameraden daran, das eindringenden Wasser außenbords zu pumpen. Der Luftdruck im inneren mußte steigen, damit sich die Einstigsluke öffnen ließ. Nach über sechs Stunden liess sich das Luk endlich öffnen. Vom Luftdruck im Bootsinneren wurden Bauer und seine Kameraden an die Wasseroberfläche geschleudert.

Weitere Versuche mit dem "Brandtaucher" wurden nicht unternommen. 1876 starb Bauer, mittellos, durch Krankheit gelähmt und fast vergessen. 1887 wurde der "Brandtaucher" gehoben und ist heute im Militärhistorischem Museum in Dresden zu bewundern. Der "Brandtaucher" ist ohne Frage das erste deutsche U-Boot.

Mehr über die wechselvolle Lebensgeschichte Wilhelm Bauers und seine später weit erfolgreicheren Tauchversuche in Russland mit dem "Seeteufel" ist unter Externer Link zu einer anderen WWW-SiteWilhelm Bauer -submarine ingenieur- zu finden.



3. U-1: Das erste Kriegs U-Boot der Kaiserlichen Marine

1902 entstand schließlich wieder in den Kruppschen Waffenschmieden ein erstes Versuchs U-Boot, die "Forelle". Allen Unkenrufen zum trotz erwieß sich die "Forelle" durchaus als kriegstaugliches Fahrzeug.


Versuchs-U-Boot 'Forelle' in Wladivostok
Bild: Das Versuchs-U-Boot "Forelle" wurde später an Russland verkauft: Hier die "Forelle" nach der Ankunft in Wladivostok.

Bildquelle: Buch "Geschichte des dt. U-Bootbaus, Band 1" von Eberhard Rössler.
Bernhard & Graefe Verlag, Bonn 1996


Die Marine erteilte daraufhin 1904 den Auftrag an die Krupp-Germania Werft ein U-Boot zu bauen. Die Vorgaben von Tirpitz legten eine Wasserverdrängung von 347t und einen Aktionsradius von 1400 Seemeilen fest. Die Überwassergeschwindigkeit sollte 10, 8 Knoten, die unter Wasser 8,7 betragen. Das daraus entstandene Kampf U-Boot U-1 ist heute noch im Deutschen Museum in München zu bewundern.



4. Erster Weltkrieg: U-Boot-Erfolge und neue Taktiken

Im Ersten Weltkrieg setzte die Kaiserliche Marine erstmals erfolgreich U-Boote gegen feindliche Handelschiffe ein. Immer wieder schlugen die "Schatten der Tiefe" zu, versenkten ein Britisches Schiff nach dem anderen. Das Blatt wendete sich erst, als die Briten begannen, eine neue Taktik einzusetzten: Die Geleitzüge. Statt wie bisher als Einzelfahrer unterwegs, wurden nun die Handelschiffe zu Konvoys zusammengefasst -manchmal bis zu hundert Schiffe- und von Kriegsschiffen bewacht. Zudem hatten die Engländer die erste "ASDIC"-Version entwickelt, die es ihnen ermöglichte, getauchte U-Boote mit Schallwellen zu orten. Die Ozeane schienen den Deutschen U-Boot-Fahrern wie leergefegt. Der Großteil der Handelschiffe fuhr nun geschützt in den Geleitzügen. Erst im zweiten Weltkrieg sollte die Antwort der U-Boote auf die Geleitzüge erfolgen. Vorerst war die Schlacht zugunsten der Engländer geschlagen, doch die U-Boote hatten sich als ernstzunehmende Kriegswaffen erwiesen. Im zweiten Weltkrieg sollten die hochentwickelten Deutschen U-Boote den Allierten neue und größere Probleme bereiten...



5. Zwischen den Kriegen: Heimliche Entwicklung neuer U-Boot-Typen

Nach dem Ende des ersten Weltkrieges war es den Deutschen verboten worden, U-Boote zu besitzen oder neue zu entwickeln. Zu tief saß der Schock den Engländern noch in den Knochen: Ihre über Jahrhunderte verteidigte Seeherrschaft war zum ersten Mal ernstlich in Frage gestellt und massiv bedroht worden!
Trotzdem wurde "Illegal" weiter an U-Booten gebaut. 1920 wurden Projektunterlagen von U-142 und U-117 (zwei WK-I U-Boote der Kriegsmarine) an Japan verkauft und in Kobe entstanden unter Aufsicht Deutscher Konstrukteure neue U-Boote. Auch in Holland angagierte man sich stark und gründete dort eine Tarnfirma, dies sich mit den Bau und der Erprobung von U-Booten befasste. Alle diese "Illegalen" Unternehmen waren gut getarnt um die Verbindung mit Deutschland zu verschleiern.


Birindji-In-Uni: Ein U-Boot fuer die Tuerkei gebaut vom IvS
Bild: Eine der Tarnfirmen der Deutschen war das "N.V. Ingenieurskaantor voor Scheepsbouw" (IvS) in Holland, das u.A. die "Birindji-In-Uni" für die Türkei baute. Diese "Auslandsaufträge" dienten vorrangig dazu, neue U-Boot-Techniken für die Deutsche Marine zu entwickeln.

Bildquelle: Buch "Geschichte des dt. U-Bootbaus, Band 1" von Eberhard Rössler.
Bernhard & Graefe Verlag, Bonn 1996


Nach dem Prinzip "Frech kommt weiter" wurde in Kiel-Wik sogar eine "U-Boot-Abwehrschule" gegründet! In Wirklichkeit ging es natürlich genau um das Gegenteil! Selbst mit der Sowjetunion versuchte man, inīs Geschäft zu kommen.

All das diente allerdings nicht dazu, heimlich eine gesamte U-Boot-Armada zu bauen, sondern um den technischen Anschluß nicht zu verpassen.
Mit dem deutsch-britischen Flottenvertrag vom 18.6.1935 war der Weg für den legalen U-Boot-Bau endlich frei. Die Briten gestatteteten den Deutschen, U-Boote entsprechend der Gesamttonnage des British Commonwealth zu bauen. Die Deutsche Regierung erklärte sich freiwillig bereit, vorerst nicht über 45% der britischen U-Boot-Tonnage hinauszugehen. Die Kapazitäten der Deutschen Werften reichten ohnehin nicht aus. Das sollte sich aber bis zum Beginn des II-Weltkrieges ändern.